WAS GESCHAH

Hintergründe des Haberfeldtreiben

Woher kommt der Brauch ursprünglich?
Geschichtswissenschaftler Prof. Wilhelm Kaltenstadler hat die Deutungen von Herkunft und Begriff des Haberfeldtreiben verglichen und hält folgende für die am meisten vertretbare. Demnach ist der Habererbund, Anfang des 18. Jahrhunderts zur Zeit des spanischen Erbfolgekrieges entstanden, als die Bevölkerung unter der willkürlichen Rechtssprechung der österreichisch- kaiserlichen Besatzung litt. Der Geheimbund führte nächtliche Gerichte gegen diejenigen, die mit den Feinden zusammenarbeiteten. Als Form der Gerichtsbarkeit wählte man die des alten karolingischen Rechts und übernahm es in Selbstjustiz in die Haberertradition. Da die ersten Haberfeldtreiben in der Warngauer Gegend stattfanden und der Haberermeister sich in seinem Tun immer auf Kaiser Karl im Untersberg bezieht, erscheint diese Erklärung sehr zutreffend. Karl der Große hatte nämlich den Bewohnern des Warngaus als erstem bairischem Stamm die Gerichtsbarkeit verliehen.
Erster Haberermeister soll Balthasar Riesenberger, der legendäre "Schmied von Kochel", Bauernanführer in der Sendlinger Mordweihnacht 1705 im Kampf gegen die österreichische Besatzung, gewesen sein. Der stammte allerdings m.W. nicht aus Kochel, sondern aus Großseeham, in der Nähe Vagens!

Krawall und Lärm gehören eigentlich nicht zu einer Gerichtsverhandlung. Hier aber musste das Umfeld innerhalb kürzester Zeit auf die Vorhaltungen aufmerksam gemacht und beeindruckt werden. Das funktioniert am besten mit den schon seit dem 15. Jahrhundert weithin bekannten "Katzenmusiken" (in Frankreich "Charivari"). Woher kommt die heute oft missverstandene Bezeichnung " Haberfeldtreiben"?
Einige Deutungen kann man zusammenfassen und mit dem in Tacitus' "Germania" beschriebenen germanischen Brauch begründen: Untreue Frauen wurden nackt aus dem Haus getrieben. Auch in späteren Epochen wurden "gefallene" Mädchen über ein Feld getrieben, Missetäter über ein "aperes" (kahl) hier also "abgeerntetes" Feld. Davon könnte sich "Haber"- ableiten lassen.
In Erinnerung an altheidnische Tierjagden und Tieropfer könnte "Haberfeld" aber auch vom althochdeutschen "hapar-fell" Ziegenbockfell -übertragen werden,( aus Fell war Feld geworden). Im 15. Jahrhundert könnte nach der Umdeutung von "Fell" in "Feld" und "afern", was "tadeln" bedeutet, "Haberfeld" entstanden sein. Als Zeichen für die Schande bekam der zu Tadelnde dann ein Ziegenfell umgehängt.

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